Sonntag, 16. Januar 2011

Nachfolgeplanung, Roland Schegg, pwc

Grundaussage:
Es braucht gegenseitiges Verständnis (Nachfolger und Unternehmer) und Vertrauen, ähnlich wie beim Bergsteigen.

Volkswirtsschaftliche Bedeutung:
- es stehen in den nächsten Jahren sehr viele Nachfolgungen an

1. Nachfolgeplanung und Unternehmertum:
- Nachfolgeplanung ist ein Teil von nachhaltigem Unternehmertum
- mit dem neuen Nachfolger kann es zu einem Re-Launch des Unternehmens kommen
- sonst missglückte Nachfolge oder sogar Liquidation
- Anspruchsgruppen: Unternehmer/Kapitalgeber, Ehepartner/Familie, Staat/Gemeinde, Lieferanten, Kunden, Mitarbeitende, Nachfolger
- Der ausgewogene Einbezug der relevanten Anspruchsgruppen spielt eine Schlüsselrolle (faires Geben und Nehmen)
- das führt zu einer hohen Komplexität der Fragestellungen (oft auch Widersprüche, Zielkonflikte)
- Beispiele Zielkonflikte: Preisfindung (Käufer, Verkäufer), Strategie (Unternehmer, Nachfolger, Management)
- deshalb: transparente, offene Kommunikation auf gleicher Augenhöhe ist der Schlüssel für die nachhaltige Konfliktentschärfung
- win-win-Ansatz (Harvard-Modell): Diskussion auf Sachebene, Zielfokus auf Findung einer gemeinsamen Lösung, entspricht Mediationsprozessen, Sichtweise des anderen verstehen, Ich-Botschaften, keine Verurteilungen, Nutzwertanalyse, gemeinsame Lösung, schriftliche Fixierung
- möglichst früh mit Planung anfangen (ab 50)
- Berater als Projektcoach einsetzen (neutral, unabhängig)
- Nachfolger wählen und gezielt aufbauen (Definition Soll-Profil, familieninterne Abklärung)
- Nachfolgeplanung ist Change-Management: Generationenwechsel, Psychologik entscheidend (Eisberg-Modell, Ängste und Emotionen verstehen, Betroffene zu Beteiligten machen)
- frühzeitiger Start des Nachfolgeprozesses ist wichtig: kann Rating verbessern, da Generationenwechsel aus Bankensicht ein Risiko ist, 5 bis 10 Jahre vor Wechsel anfangen
- Transparenz schaffen: Businessplan, Finanz- und Investitionsplanung, Ertragspotential sichern (Innovationen), Reduktion Kapitalbindung/Ausgliederung nichtbetrieblicher Werte

Nachfolgebereitschaft Unternehmen klären:
- strategische und operative Ziele klar und schriftlich fixiert?
- Ablauf- und Aufbaustruktur zweckmässig festgelegt?
- starkes Führungsteam vorhanden? Stellvertretungen geregelt?
- Entscheidungskompetenzen wahrgenommen?
- unabhängiger VR?
- genügend Transparenz? Führungsinstrumente und Rechnungswesen okay?
- geschäftliche und private Aktivitäten abgegrenzt?
- Bilanz entschlackt (nur betrieblich notwendige Aktivitäten)?
- emotionale Bereitschaft des Unternehmers? (siehe Alpha-Check)
- Hemmfaktoren: Dominanzstreben, Erfolgszwang, Selbstüberschätzung, Flucht in Hektik, Angst vor Verhungern, Furcht vor schwarzem Loch, Vertrauen in höhere Macht

Profil Nachfolge-Kandidat checken:
- Sozialkompetenz
- Fach- und Führungskompetenz
- Veränderungskompetenz
- Unternehmerkompetenz
- interkulturelle Kompetenz

2. Grundformen der Nachfolgeplanung
- familienintern
- Fusion
- Management-Buy-out (MBO)
- Management-Buy-in (MBI)
- Verkauf
- Liquidation

3. Ganzheitlicher Projektansatz für Nachfolge
- Initialisierung: Entscheid für Nachfolge, Beizug Coach, Grobprojekt
- Situationsanalyse: Unternehmer / Unternehmung
- Konkretisierung Unternehmer
- Unternehmensbewertung (bereinigte Bilanz/Erfolgsrechnung, Budgets, Bewertung nichtbetriebliche Substanz, Unternehmenswert)
- Wahl Nachfolgemodell
- Umsetzung Nachfolgeplanung: Allgemein, Unternehmen (= Businessplan, Kommunikation, Erfolgspotentiale aufbauen), Unternehmer privat (Testament, Steuern, Erbverträge, Altersvorsorge, familieninterne Kommunikation)

4. Unternehmensberwertung
- Wert ist nicht gleich Preis
- es geht nicht nur um die faire Bewertung: Verhandlungsstärke entscheidend!
- Wer investiert, kauft Rendite und nicht Substanz
- Investor will Investitionskosten und eine risikogerechte Verzinsung zurück
- Methoden: Substanzwert, Liquidationswert, Ertragswert, Praktikermethode, Discounted Cash-Flow
- bewertet werden auch nicht messbare Werte wie: Betriebsorganisation, Qualität der MA, Geschäftsbeziehungen, Vertriebsnetz usw.
- Businessplan ist zentrale Grundlage: Ausgangslage/SWOT, Strategie Massnahmen, Führungsinstrumente, Aufgaben/Verantwortung/Kompetenzen, Finanz- und Investitionsplanung, Grundlage für transparente Führung/Finanzierung/Bewertung
- Ziel Unternehmer für höheren Unternehmenswert: Ertragspotentiale sichern! (Umsatz- und Marktanteile steigern, Zahlungsbereitschaft Kunden erhöhen, Kapitalbindung minimieren, Verwatungs- und Fixkosten optimieren, Prozesse optimieren, Deckungsbeiträge und Preispolitik optimieren) = unternehmerische Fitness sicherstellen

Weitere Infos:
http://www.kmu.admin.ch/themen/00158/00161/index.html?lang=de
http://www.pwc.ch/de/branchen/kmu/nachfolgeplanung.html
http://www.businessbroker.ch/?gclid=CMHQpqHivqYCFcOIDgodgBNlHQ

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